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Louis Testbericht Alpienstars Sequence

Testbericht

Alpinestars Sequence Brustpanzer

Alpinestars Logo

Von Louis

Steine und Dreck, ein fieser Abgang über den Lenker oder der bekannte Baumkontakt beim Endurofahren – ein Brustpanzer muss eine Menge aushalten. Der dabei immer wieder auftretende Kompromiss zwischen gutem Schutz und Bewegungsfreiheit ist bei jedem Kauf eines Brustpanzers ein Thema. Wer weiß, was passieren kann, der schätzt dabei jedes Gramm mehr an seinem Körper, das gerne mal eine gebrochene Rippe verhindern kann. Umso skeptischer wird man, wenn man zum ersten Mal von Softprotektoren hört. Wie soll dieser dünne Schaumstoff* überhaupt schützen? Ob diese Angst der unkonventionellen Softprotektoren begründet ist und ob man wirklich einen Kompromiss bei Schutz und Komfort eingehen muss, das untersuche ich in diesem Testbericht mit dem Alpinestars Sequence Brustpanzer.

*Anmerkung
Bei Softprotektoren handelt es sich nicht nur um bloßen Schaumstoff. Meist wie bei Alpinestars, wird ein patentiertes Material verwendet, das sich beim Aufprall erhärtet und trotzdem noch flexibel bleibt. Die Aufprallkräfte verteilen sich dadurch spürbar besser im Vergleich zu einfachem Hartschalen-Plastik.

Vor allem als Endurofahrer kennt man die Risiken von dichten Singletrails bei hohen Geschwindigkeiten und sehr gern küsst nicht nur die eigene Hand einen Baum, sondern auch mal der ganze Körper. Entsprechend skeptisch war mein erster Eindruck vom Alpinestars Sequence. Vergleicht man ihn mit einem Hartschalen-Brustpanzer, so fällt sofort das geringe Gewicht und das flache Profil des Alpinestars Sequence auf.




Louis beim Tragen des Alpinestars Sequence Brustpanzers


Das sagt Alpinestars über ihren Brustpanzer:

hochleistungsfähige, thermogeformte Materialmischung für gleiche Flexibilität und Schutz, wie vergleichbare Hartschalen-Protektoren

hervorragende Atmungsaktivität und Belüftung

weiches, mit Bio-Schaum, gepolstertes Chassis für maximalen Komfort

Schnellwechselsystem für bequemes An- und Ablegen


So schlägt sich der Sequence auf dem Motorrad unter Extrembedingungen

Dass jedes Gramm mehr am Körper den Spaß beim Fahren verderben kann, zeigt sich besonders in der warmen Jahreszeit auf der Motocrossstrecke. Wenn die Rundenzeiten einbrechen, jede Anbremswelle zur Qual wird und einem der Schweiß anfängt von der Stirn in die Augen zu laufen, verflucht man gern mal die viel zu warme Montur, in der man steckt. Umso interessanter war es für mich, den Brustpanzer an einem 34 Grad heißen Testtag in meinem Italien-Urlaub auf der wunderschönen Motocrossstrecke in Arco zu testen.




Der Alpinestars Sequence Brustpanzer in Action


Aufgrund der Hitze entschied ich mich, keine Funktionsunterwäsche am Oberkörper zu tragen. Was bei meinem bisherigen Brustpanzer immer mehr unangenehm als zweckmäßig war, kann ich beim Sequence nicht behaupten. Das Tragen des Brustpanzers auf bloßer Haut ist sehr angenehm, nach kurzer Zeit erwärmt sich das Material und passt sich wie eine zweite Haut dem Körper an. Perfekt also für warme Tage! Nach der ersten Sighting-Lap spürte ich den Brustpanzer gar nicht mehr und konnte nach und nach meine Runden abspulen. Natürlich war es sehr warm, jedoch fühlte ich, wie die Luft durch den Sequence strömte und mich in den kleinen Verschnaufpausen angenehm kühlte. Beim ersten Testlauf kam es auch schon zu einem Sturz. Mir rutschte in einer Kurve das Vorderrad weg, mein Oberkörper knallte dabei gegen den Lenker und ich stürzte. Ohne irgendwelche Schmerzen stieg ich wieder auf und fuhr weiter – Sturz-Test also bestanden!


Motocrosser meets Mountainbike feat. Alpinestars Sequence

Der zweite Test war eher ungewöhnlich für einen Motorradfahrer. Meine Freunde und ich fuhren nach Klinovec zum Mountainbiken. Die tschechischen Berge sind der perfekte Ort, um die Bewegungsfreiheit noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie schon in Arco festgestellt, spürte ich den Brustpanzer nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr. Das änderte auch das völlig andere Setting nicht. Denn vor allem im unmotorisierten Geländesport glänzt der Brustpanzer. Hier sind die Geschwindigkeiten geringer und vor allem eine gute Belüftung und die Flexibilität des Oberkörpers sind Gold wert. Ich fühlte mich nicht in meiner Bewegung eingeschränkt und es rieb an keiner Stelle (was bei Hartschalen-Brustpanzer gern mal passieren kann, da diese schlichtweg nicht nachgeben). Enge Kurven und steile Wurzelpassagen auf der Enduro Line machten mit diesem Brustpanzer besonders Spaß!





Wie gut funktioniert ein Nackenschutz mit dem Sequence?

Da ich und viele andere Fahrer nie ohne einen Nackenschutz fahren, habe ich den Brustpanzer auch in Kombination mit einem Neck Brace getestet. Ich greife dabei immer auf meinen Leatt GPX 6.5 zurück. Hier kommt auch mein einziger Kritikpunkt am Alpinestars Sequence – die Kompatibilität mit einem Neck Brace. Da ich meinen Leatt GPX 6.5 sehr gern ohne die Halte-Gummis trage, (da dies zB. bei Leatt Brustpanzern sehr gut funktioniert, weil diese Laschen haben, in die der Neck Brace einrastet werden kann) war das Tragen des Sequence eine Umgewöhnung. Zwar hat der Sequence am Rücken eine abnehmbare Einfassung für den Neck Brace, jedoch erreicht dieser nicht das Niveau der Neck Brace-Kompatibilität, wie ich es gewohnt war. Wer also den Sequence zusammen mit einem Nackenschutz tragen möchte, muss definitiv die mitgelieferten Gummi-Strapsen verwenden, um ein Rutschen und Verdrehen des Nackenschutzes zu verhindern. Die Gummischlaufen am Schulterstück des Sequence helfen dabei noch zusätzlich. Kleiner Trost – man gewöhnt sich echt schnell dran.






Fazit

Nach mehrstündigem Testen auf mittlerweile mehreren Motocross-Strecken (mit einigen Bodenkontakten), bin ich mehr als überrascht, welches Potenzial in Softprotektoren und insbesondere im Alpinestars Sequence steckt. Wenn ich jetzt noch an meinen klobigen Hartschalen-Brustpanzer zurückdenke, möchte ich den Sequence nicht mehr missen, denn der Sequence steht Hartschalen-Brustpanzern in Sachen Sicherheit in nichts nach und bietet dabei einen noch größeren Komfort. Durch die Nackenschutz-Brustpanzer-Kompatibilität von Leatt verwöhnt, hatte ich anfängliche Schwierigkeiten das richtige Setup für meinen Leatt GPX 6.5 zu finden. Jetzt habe ich aber den Dreh raus und bin mehr als zufrieden. Der Kompromiss ist es definitiv wert, wenn ich dafür mit mehr Ausdauer und ohne Einschränkung meiner Bewegungen fahren kann. Wer also insbesondere im Sommer schnell dazu neigt zu überhitzen, einen Brustpanzer sucht, der selbst die akrobatischsten Verrenkungen mitmacht oder wer einen soliden Begleiter für den Bikepark braucht, der macht mit dem Alpinestars Sequence alles richtig.