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EDC EM MTB 2021

DH Maribor 2021 | EDC, EM, Weltcup


06. bis 08. August in Maribor, Slowenien

© Justine Welzel

Justine Welzel, beste Deutsche bei der DH-Europameisterschaft

Benjamin Hoßbach
Von: Benjamin Hoßbach
Serie: European Downhill Cup und MTB Europameisterschaft
Lesedauer: ca. 7 min
Aktualisiert: 13.08.2021

Maribor (Slowenien). Schlag auf Schlag geht es aktuell in Maribor zu: Europacup, Europameisterschaft, Weltcup. Alle Rennen sind mit einem starken Fahrer:innenfeld bestückt und bieten den Fans des Downhill eine starke Action. Bei allen 3 Events war und ist unsere Fahrerin Justine Welzel dabei. Sie hat uns einen kleinen Bericht zukommen lassen, der Euch die Ereignisse in Maribor näher bringt:

„Was für eine Strecke hier in Maribor. Rein optisch sah diese beim Trackwalk gar nicht so hart aus, ist aber nach Semmering und Pila definitiv aufgrund von vielen hängenden Wurzelpassagen und tiefen Kompressionen um einiges anspruchsvoller. Zudem war die Strecke in einem schlechten Zustand, da der Regen einiges in die Strecke gespült hatte. Viele Wurzeln waren blankpoliert und wurden dem ein oder anderen vielleicht noch zum Verhängnis. Im Training bin ich weitestgehend allein gefahren. Dies machte es mir schwer, einzuschätzen, ob der Speed passt. So richtig gut hatte ich mich aber ehrlich gesagt nicht gefühlt.

Quali Day EDC!

Mein Ziel ist es, immer einen sicheren Lauf runterzubringen. Diesmal lief es leider nicht so wie geplant & auch das gehört dazu. Ich stürzte im oberen Teil der Strecke unverhofft. Mein Vorderrad ist über eine Wurzelpassage weggerutscht, sodass ich zuerst mit dem Kopf und mit meiner kompletten rechten Seite zu Boden fiel. Ach ja & meinen linken Schuh habe ich auch verloren. Mir war leicht schwummrig und ich merkte, dass ich direkt Kopfschmerzen bekam. Letztendlich bin ich neben der Strecke langsam runtergerollt. Bzgl. einer Gehirnerschütterung habe ich mich bei einer Ärztin durchchecken lassen. „Vielleicht hast du eine leichte Gehirnerschütterung, beobachte wie es dir in den nächsten Stunden geht“, sagte sie, „aber wenn nichts gebrochen ist und du dich gut fühlst, kannst du morgen wieder fahren.“ So richtig laufen konnte ich nach dem Sturz nicht, aber ich wollte unbedingt wieder fit werden und am nächsten Tag wieder auf‘s Rad! Also hieß es: BEWEGUNG ist die beste Medizin

© Justine Welzel

Race Day or even not?

Gerädert fühlt man sich nach einem Crash definitiv. Ich wusste, dass die körperlichen „Schäden“ nur muskulär bedingt waren und sich beheben ließen. Mein Kopf fühlte sich ganz gut an und deswegen entschied ich mich, zurück auf’s Rad zu gehen und zu trainieren. Zum Renntag regnete es natürlich und wir mussten uns alle auf neue Bedingungen auf der Strecke einstellen. Mein Selbstbewusstsein habe ich, nach meinem Sturz, auf der Strecke schon etwas liegen lassen und das galt es, irgendwie wieder zurückzuholen, was bei rutschigen, matschigen Bedingungen nicht einfach war. So stürzte ich in meinem Rennlauf wieder und hatte für den Finaltag auch keine Zeit im Ziel stehen gehabt. Gedanken und Gefühle nach diesem Europa Cup? Eine ganze Menge. Als Frau kämpft man immer etwas mehr mit Gedanken, die einem im Kopf herumschwirren. Ich hätte zumindest nicht gedacht, dass ein unerwarteter Sturz einen mental so zurückwerfen kann. Ich versuchte einen Haken hinter dieses Rennen zu machen und mich neu zu fokussieren.

© Justine Welzel

Time for European Champs

Die Strecke ist vom Verlauf identisch geblieben. Wir mussten nun quasi noch „Freunde“ werden. Um die Confidence wieder zu steigern, nahm ich mir vor, jeden Trainingslauf langsam von der Geschwindigkeit zu steigern und so holte ich mir dies Stück für Stück zurück. Für die Timed Session wollte ich endlich einen Lauf runterbringen. Ganz smooth und easy bin ich ins Ziel gerollt. Das habe ich für meinen Kopf definitiv benötigt!

Finale der Europameisterschaft

Die Sonne schien, das Training lief super, kurzum die Stimmung war gut. Nachdem ich in der Timed Session einen sicheren Lauf runtergebracht habe, wollte ich mich um einige Sekunden im Finale verbessern. Ich hatte eine gute Pace, merkte allerdings, dass ich die tiefen Kompressionen im Oberkörper nicht mehr so gut halten konnte. Aus diesem Grund habe ich etwas Geschwindigkeit rausgenommen. Am Ende ein solider Lauf mit 5 Sekunden Verbesserung und einem gesteigerten Selbstbewusstsein für die Strecke, was für mich essentiell war. Mit einem 12. Platz kann ich schlussendlich, unter all den sehr starken (WorldCup-) Fahrerinnen, zufrieden sein.“

© Justine Welzel

Die Ergebnisse.

Und dieses Teilnehmer:innenfeld hatte es in sich. Am Ende konnte sich Loris Vergier nur knapp vor seinem französischen Landsmann Benoit Coulanges durchsetzen. Ein packendes Rennen bei den Männern, bei welchem der amtierende Europameister Pierron verletzungsbedingt passen musste. Bester deutscher Fahrer unter den Männern war Max Hartenstern auf einem guten 11. Platz.

Bei den Frauen sahen die Ergebnisse unter den Spitzenplätzen schon eindeutiger aus. Eine starke Monika Hrastnik heizte den Trail ganze 4 Sekunden schneller runter als die Zweitplatzierte Eleonora Farina. Für Camille Balanche, amtierende Europameisterin reichte es bei dieser Europameisterschaft ‚nur‘ für den 4. Platz. Mit ihrem 12. Platz, war unsere Justine übrigens gleichzeitig auch beste deutsche Fahrerin bei dieser Europameisterschaft!

Und wie geht es jetzt weiter? Lassen wir Justine doch direkt wieder selbst zu Wort kommen:

© Justine Welzel

Vorbereitung auf den World-Cup

„Die nächsten Tage werde ich nach 6 Tagen Rennen fahren eher ruhig angehen. Ich werde die Zeit nutzen, um mich zu erholen, ein paar entspannte Yoga Sessions machen und mir die Zeit nehmen mich erneut zu fokussieren. Natürlich ist auch ein bisschen Urlaub dabei - am Abend mal schön Essen gehen, mit dem Hund einen schönen Spaziergang machen etc. Eins kann ich euch aber sagen: Ich bin auf jeden Fall wieder ready! Ich versuche es jedoch zum World Cup von Beginn an etwas entspannter anzugehen. Die Eindrücke sind einfach ganz anders, denn man fährt mit den besten Fahrern auf der ganzen Welt. Das braucht Erfahrung, um damit umgehen zu können (vor allem mental) und sich davon nicht einschüchtern zu lassen. Ich bin gespannt, wie mein zweiter World Cup laufen wird. Ich hoffe, ihr seid es auch! ? Eure Justine“

UCI Mercedes-Benz World-Cup

Der UCI Mercedes-Benz World-Cup ist ein echtes Großereignis. Den Auftakt für die nächsten Wochen macht nun der Klassiker: Maribor. Nach Europacup und Europameisterschaft also erneut dieser High-Speed Trail mit engen Kurven bei aktuell krachend heißen Temparaturen. Für den World Cup, bei dem sich die Crèmè-de-la-Crèmè des Downhillsports misst, wird der Track übrigens noch einmal ordentlich umgesteckt: ausgefahrene Bikepark-Abschnitte werden ausgelassen und dafür neue, frische Waldstücke einbezogen.

Das alles verspricht ein packendes Wochenende für welches wir unserer Fahrerin Justine wieder ordentlich alle Daumen drücken!

© Justine Welzel

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